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Reine Bequemlichkeit?

Ou Mist, nur noch zwei Minuten, ich sprinte los und werfe immer wieder einen Blick auf meine Armbanduhr. Beinahe atemlos angekommen drücke ich den Knopf, die Türen öffnen sich und ich schnappe mir den letzten freien Platz im Tram. Geschafft! Wenn ich in einem solchen Moment daran denke, dass ich in das Auto vor der Haustüre hätte steigen können ist das schon ein verlockender Gedanke. Natürlich ist es von Vorteil, ein Auto zu besitzen, um dann und wann flexibel zu sein und dorthin zu fahren, wohin ich möchte, egal zu welcher Zeit. Ich muss nicht bei Kälte am Bahnhof stehen und auf den verspäteten Zug warten. Länger an einem Ort zu verweilen, ohne ständig auf die Uhr schauen zu müssen und die Abfahrtszeiten des ÖVs im Kopf zu haben, ist auch von Vorteil. Um der Umwelt Gutes zu tun, nehme ich jedoch täglich das Tram (im Sommer gelegentlich auch das Velo), um zur Schule zu fahren. Ich verzichte auf die Autofahrt. Abgesehen davon, darf ich momentan noch gar nicht selber fahren. Ich wäre also auch wieder auf jemanden angewiesen und gar nicht so flexibel. Für jeden einzelnen Menschen und unsere ganze Gesellschaft sehe ich ganz klar Vorteile durch beide Gefährte. Ich stelle mir jedoch die Frage: Nehmen wir in Kauf, aus Bequemlichkeit unsere Umwelt zu zerstören und, statt mit dem ÖV, mit dem Auto unterwegs zu sein?


Die Autos schaden der Umwelt wegen ihren Abgasen enorm. Ich stimme natürlich zu, dass der ÖV eine bessere Umweltbilanz hat. Die Autos aus unserer Welt zu verbannen, wäre eine effektive Lösung. Die Folge davon wären riesige Berge mit Autoschrott. Um dies zu vermeiden, ist der Umwelt schon damit geholfen, dass wir die Autos nur dann einsetzen, wenn sie nötig sind und dass wir Leerfahrten vermeiden. Es könnten Fahrgemeinschaften gebildet werden. Jedoch verliert man somit wieder die Flexibilität, denn man ist gegenseitig aufeinander angewiesen. Die Freizeitfahrten könnte man jedoch mit dem ÖV organisieren, denn da ist man oft zeitlich weniger gebunden als im Arbeitsalltag.


Ein grosses Problem ist, dass wer die Erfahrung gemacht hat, wie es ist, ein Auto zu besitzen und i.d.R. auf diesen Luxus nicht mehr verzichten möchte. Natürlich kennen diesen Luxus längst nicht alle Menschen auf dieser Welt, daher beziehe ich das Problem der Bequemlichkeit auch speziell auf unsere Gesellschaft in der Schweiz.


Dank dem Auto können z.B. Personen, welche ausserhalb der Stadt leben, auch einmal länger am Arbeitsplatz verweilen, ohne losrennen zu müssen, weil der Zug in wenigen Minuten im Bahnhof der Stadt einfährt und dies die letzte Verbindung ist, um an manchen Tagen überhaupt noch nach Hause gelangen zu können.


Zu Stosszeiten stehen die Fahrgäste dicht gedrängt nebeneinander im Zug, Tram oder Bus. Atemzüge Fremder im Nacken zu spüren, das gehört da einfach dazu. Zum Teil steigen einem unangenehme Gerüche in die Nase (Schweiss, Essensdüfte, Raucheratem etc.). Manchmal hat man umgekehrt das Gefühl, dass der ein oder andere Fahrgast in die Parfümflasche gefallen ist.

Bei Feierabend reiht sich ein Auto hinter dem nächsten ein. Hupen ertönen, kaum hat jemand zu zögerlich das Auto gestartet, wechselt die Ampel wieder auf Rot. Wegen dieser Warterei geht viel Lebenszeit verloren und auch das Autofahren wir anstrengend.


Im Zug sind, im Gegensatz zu den vielen einzelnen Autofahrenden, alle Menschen in einem Gefährt und es gibt keine Fahrzeugstaus. Zu Stosszeiten ist der ÖV zwar überfüllt, aber mit dem Auto im Feierabendverkehr zu stecken ist ja auch nicht amüsant.


Ein riesiger Vorteil des ÖVs sehe ich darin, dass viele Menschen auf einmal transportieren werden können und weniger Leerfahrten gemacht werden, als mit den einzelnen Autos. Auf den Strassen sehe ich täglich Autos, in denen mindesten für vier Personen Platz herrscht, jedoch nur eine Person transportiert wird. Ich kritisiere da nicht nur andere Menschen, sondern zähle mich und meine Familie auch dazu. Meine Eltern verlassen beide am Morgen das Haus und fahren je mit einem Auto zum Arbeitsplatz. Versuche mit dem ÖV wurden schon gestartet, jedoch wegen oben genannter Nachteile wieder abgebrochen.


Ich lerne nun Auto zu fahren. Dabei merke ich, dass man auf der Strasse viel Verantwortung für sich und seine Mitmenschen tragen muss. Steige ich auf dem Heimweg von der Schule in ein Tram, gebe ich die Verantwortung vollkommen an den Chauffeur oder die Chauffeuse ab, mich und die anderen Fahrgäste sicher nach Hause zu bringen.


Bei jedem einzelnen Auto, welches durch Diesel oder Benzin angetrieben wird, verbrennt der Motor diese beiden Stoffe, damit das Auto fährt. Bei der Verbrennung wird Sauerstoff benötigt und es entsteht Kohlenstoffdioxid in der Luft. Dies hat einen grossen Einfluss auf den Klimawandel/ die Erwärmung der Erde.


Lösungsansätze, um die ÖV-Fahrten für die Menschen in der Schweiz attraktiver zu machen, wären billigere Preise der Fahrkarten. Wenn man jedoch ausrechnet, was ein Auto ein Jahr lang kostet, lohnt sich die Anschaffung eines U-Abos oder auch eines Halbtax-Abos, mit denen man billiger fährt. Für Personen, welche in ländlichen Regionen der Schweiz wohnen, sind gut vernetzte ÖV-Anschlüsse wichtig, um möglichst rund um die Uhr flexibel von zu Hause weg und nach Hause gehen zu können. Ich, die in Pratteln wohnt, kann mich nicht beklagen. Wir sind rundherum gut an das ÖV-Netz angeschlossen. Möchte man trotzdem nicht auf Autofahrten verzichten, ist eine Möglichkeit jene, Fahrgemeinschaften zu bilden, um mit einem voll besetzten Auto zu fahren. Zudem ist es wichtig, kurze Gänge zu Einkaufsläden oder zu anderen Dienstleistungsbetrieben wenn möglich mit dem Velo, ÖV oder zu Fuss zu absolvieren und dabei auf das Auto zu verzichten. Eine neue Entwicklung sind die E-Autos, welche nichts zur Kohlenstoffdioxid-Emission beitragen. Wegen der Entsorgung ihrer Batterien entsteht jedoch wieder ein anderes Umwelt-Problem. Die perfekte Lösung zu finden, ist wahrscheinlich unmöglich. Zu viel von etwas ist nie gut, daher muss sich jeder und jede bewusst werden darüber, was er oder sie verändern kann. Ich möchte dazu aufrufen, dass wir unsere Umwelt nicht aus reiner Bequemlichkeit zerstören. Wir sollten eine gute Balance finden, um nicht gänzlich auf unsere Technologien und Entwicklungen verzichten zu müssen, jedoch die Umwelt nicht zu zerstören. Wenn in Zukunft nicht mehr jeder und jede mit dem eigenen Auto die Strassen bevölkert und dafür Fahrgemeinschaften gebildet werden, sind die Strassen auch nicht mehr derart überfüllt. Abschliessend sei festgehalten, dass der ÖV demnach umweltschonender als die Autofahrerei ist. Die Autofahrerei ist jedoch nicht nur bequem, sondern ist auch praktisch.




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